Versorgungssicherheit und Klimaschutz

Aktuell wird besonders hitzig die Diskussion um Stromversorgungssicherheit und klimaneutrale Energieproduktion geführt. Tatsächlich stehen hier grosse Herausforderungen bevor.

Da wir mit dem Ausbau erneuerbarer Energie in der Schweiz weit hinten dran sind, sind wir insbesondere im Winter noch stark auf Stromimporte aus nichterneuerbaren Energiequellen angewiesen. Im Bereich der Wärme ist die Abhängigkeit von fossiler Energie sogar noch grösser: Hier in Winterthur decken wir unsere Wärmeversorgung aktuell zu 2/3 aus fossilen Energieträgern. Im kommenden Winter laufen wir bezüglich Energie-Versorgungssicherheit auf eine extreme Risikosituation zu, da wir auf Strom- und Gasimporte aus den Nachbarländern angewiesen sind:

Zur unsicheren Situation mit der Gaslieferung kommen möglicherweise auch im Strombereich kritische Importsituationen auf uns zu, u.a. wegen der Unsicherheit bzgl. Verfügbarkeit der französischen Kernkraftwerke.

Daher besteht ein Risiko, dass wir in einen Strom- und auch Gasengpass reinlaufen. Neben dem langfristigen Umbau des Energiesystems auf erneuerbare Energie und verstärkten Bemühungen die Energieeffizienz zu steigern, müssen wir also auch kurzfristig Vorkehrungen treffen und uns verstärkt überlegen, wo wir noch Energie einsparen können. 

Ich habe dies in meiner Funktion als Stadtparlamentarierin in den vergangenen Wochen auch an verschiedenen Stellen im Gespräch mit der Stadtverwaltung eingebracht. Dies mit Hinweis auf die aktuelle unglückliche Situation hier in Winterthur, wo der Gaspreis seine wichtige Signalwirkung auf dem Markt nicht wahrnehmen kann. Wir haben das auch letzte Woche ausführlich hier Stadtparlament diskutiert.

Ich weiss von verschiedenen anderen Stadtverwaltungen, dass sie seit mehreren Wochen dran sind und mit verschiedenen Departementen genau analysieren, wo ihre Verwaltungen in ihrer Verantwortung als Liegenschaftsbesitzenden einen Beitrag leisten können zur Energiereduktion, im Strom wie im Gasbereich.

Die Stadt Winterthur hat im März eine Interpellation betreffend nachhaltige und krisensichere Stromversorgung beantwortet und mögliche Massnahmen bei einer Strommangellage aufgezeigt. Die aufgezeigte übergeordnete Zusammenarbeit von Bund, Kanton und Gemeinden und die OSTRAL Bewirtschaftungsmassnahmen sind zweifellos richtig und wichtig. Gleichwohl haben wir nun eine verschärfte Risikosituation und jede Gemeinde hat es auch in ihrer Hand, weitere Energieeffizienzpotentiale zu ermitteln und zu nutzen. Nicht zuletzt würde dies auch – unabhängig von einem potenziellen Lieferengpass – der grossen Herausforderungen der Klimakrise und der neuen Klimastrategie Winterthurs entsprechen.

Ich fordere die Stadt Winterthur daher dringend auf, in ihren eigenen Liegenschaften und Werken jetzt verstärkt Energiesparpotentiale zu evaluieren und so bald wie möglich auszuschöpfen bzw. vorzubereiten. Ebenso soll sie im Rahmen ihrer Handlungsmöglichkeiten auch gegenüber Dritten aufrufen, entsprechend tätig zu werden und diese mit Informationen und geeigneten weiteren Instrumenten unterstützen.

Mit ist es ein persönliches Anliegen, dass die Stadtverwaltung ihren Handlungsspielraum hier voll und ganz wahrnimmt und jetzt konkrete Vorbereitung trifft und informiert, bei welchen Gebäuden und Anlagen sie wie viel Energie einsparen möchte. 

Selbstverständlich ist mir bewusst, dass jede Einzelmassnahme im Klima- und Umweltschutz für sich genommen ein Tropfen auf den heissen Klimastein ist. Letztlich kommen wir jedoch nur in der Kombination dieser Massnahmen und dadurch, dass jeder und jede in seinem und ihrem Verantwortungsbereich agiert, zum Ziel. Insbesondere bei einer Stadtverwaltung kommt die Vorbildwirkung für private Liegenschaftsbesitzenden dazu, die durchaus auch einen gewissen Multiplikationseffekt haben kann. Vielen Dank für die Berücksichtigung. 

Martina Blum, 4.7.2022, Stadtparlament Winterthur (Fraktionserklärung der Grüne/AL-Fraktion)